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Hier ein Text des langjährigen Vereins-Vorsitzenden Alois Merzhäuser (1926-2003), der handschriftlich seine Erinnerungen notiert hat. Er selbst hatte ein Grundstück von seinem Bruder Alex erworben, der dieses wiederum von seinem Vater Vinzenz Merzhäuser „zur Altersversorgung“ übertragen bekam.

 

„Die Obstplantage in Birken wurde in den Jahren 1933 bis 1935 angelegt. Leider sind alle Unterlagen, welche nähere Hinweise geben könnten nicht mehr vorhanden.

Wenn wir uns jedoch in die damalige Zeit zurückversetzen, können wir uns vorstellen, was unsere Eltern bewegte, in schwieriger Handarbeit, ohne irgendwelche maschinellen Hilfsgeräte, aus Haubergs-Land eine Obstplantage anzulegen.

In den Jahren 1925 bis 1939 waren die meisten Männer arbeitslos. Es gab kaum Arbeitslosenunterstützung. Familien mit 5 Kindern waren die Regel. Oft lebten im gleichen Haushalt noch die Großeltern und die nichtverheiratete Tante oder der Onkel in einer Familie zusammen. In der heutigen Zeit kann man sich das kaum vorstellen. In vielen Häusern wurde noch eine Kuh sowie ein Schlachtschwein gehalten. Den meisten Familien fehlte jedoch das entsprechende Land, und man war froh, wenn um das eigene Haus herum ein oder zwei Ziegen satt wurden. Die täglich benötigte Frischmilch war hierdurch vorhanden. Durch die Haltung von Legehühnern waren auch immer Frischeier im Hause. Die Feldwirtschaft erbrachte die für die Familie und die Viehhaltung erforderliche Menge Kartoffeln sowie einige Monate das benötigte Brotgetreide. Im Hausgarten wuchsen Gemüse und Würzkräuter.  Beerensträucher und Obstbäume lieferten frische Früchte. Für die Winterzeit wurden Vorräte eingeweckt. Abhängig waren die Erträge aber immer von der Witterung und so blieb es nicht aus, dass die ernte nicht immer gut war.

Aus diesem Grunde und dem Willen heraus, gegen die menschenentwürdigende Arbeitslosigkeit etwas zu tun wurde die „Obstplantagen-Genossenschaft“ gegründet. In mühseliger Handarbeit rodete man den Hauberg und legte Wege an.

In den ersten Jahren wurden Hafer und Kartoffeln angebaut. Das Gelände teilte man in 36 Parzellen, jedes Grundstück 7,15 Ar groß. Die Genossenschaft bestand aus 35 Mitgliedern, eine Parzelle stand der Birker Volksschule zur Verfügung, auf welcher Lehrer Jansen die Schülerinnen und Schüler in Obst- und Gartenbau unterrichtete.

Etwa 1935 lieferte die Baumschule aus Kirchen junge Obstbäume. Es handelte sich meist um Edelsorten, welche in unserem kargen Boden aber nur mäßige Erträge brachte.

Im Jahre 1944 löste man die Genossenschaft auf und gründete den „Gemeinnützigen Obst- du Gartenbauverein Birken“.

Um den damaligen Zeitgeist zu dokumentieren, sei der §2 der damaligen Satzung zitiert:

„Der Verein hat den Zweck, den Obst- und Gartenbau im Ort Birken zu fördern, die Erkenntnis von der gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Bedeutung in weiten Kreisen zu verbreiten durch die Belehrung und Anleitung, die Teilnehmer mit den Vorgängen der Natur vertraut zu machen und dadurch wiederum auf Geist und Gemüt veredelnd einzuwirken“

Mitte der 50ger Jahre schwand das Interesse an der ordentlichen Bewirtschaftung, man erntete nur noch ab, soweit dieses noch möglich war. 6 Parzellen kaufte die Gemeinde Mudersbach und legte auf diesen einen Friedhof an. Insgesamt gesehen machte die Anlage einen verwahrlosten Eindruck. Erst in den 80ger Jahren wurde ein neuer Zaun erstellt sowie neue Tore abgebracht.

Seitdem machen die meisten Grundstücke einen gepflegten Eindruck – teilweise wurden neue Bäume angepflanzt.

Der Vorstand des Vereins ist zuversichtlich, dass die Mitglieder die Grundstücke wieder in Ordnung bringen unter dem Motto: „Eigentum verpflichtet“, und mit dem Wissen, dass solcherlei Arbeit doch der gesunden Freizeitbeschäftigung in freier Natur in ortsnaher Lage dient“

Alois Merzhäuser, Anfang der 1990ger Jahre 

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